interview

interviewer:
marion godau
2004-10-09


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Katrin Warneke
wie wuerdest du jemand anderem deinen job erklaeren?
In erster Linie entwerfe ich die „Rahmenhandlung“ für Produkte: Verpackungen, Markennamen und Begleittexte, z.B. für Süßwaren und Präsente. Mein übergreifendes Thema ist die Aufmerksamkeit, Dinge als Aufmerksamkeiten. Mit einer Gabe kann sich der Gebende auf etwas beziehen, das er beim Beschenkten beobachtet hat und auf das er eingehen möchte. Oder man kann eine Geschichte erzählen und diese mit einem Ding verknüpfen und verankern. So können wir mit Dingen kommunizieren. Ich gestalte auch Drucksachen wie Broschüren, Bücher, Kalender etc. und bin außerdem als Lehrbeauftragte für Designstudenten tätig. Am liebsten arbeite ich an komplexen Projekten, die auch inhaltlich herausfordern oder wo es darum geht, Struktur reinzubringen. In der Praxis benötige ich vor allem zwei Dinge: Ein Notizbuch, um aufkeimende Ideen jederzeit einzufangen und einen Computer, um die Entwürfe ins Reine zu bringen. Außerdem besteht meine Arbeit, da ich selbständig arbeite, aus reichlich Korrespondenz, Telefoniererei und Papierkram; alles Aufgaben, die vom Entwerfen abhalten ...

welche arbeiten oder auch ereignisse waren besonders wichtig fuer dich?
Die Diplomarbeit war sehr wichtig, denn daraus hat sich auf seltsamen Wegen meine jetzige berufliche Grundlage entwickelt. Aus der ursprünglich als „Kommunikat“ entwickelten Trostchocolade, die in meiner Diplomarbeit als Sinnbild für Beobachtungen über Sprachlosigkeit und Trauer diente, ist in den vergangenen 6 Jahren mein Süßwaren Sortiment „K’s soul food kitchen“ geworden, das die Firma „Hussel Süßwaren“ in Lizenz vertreibt. Vor dem Studium habe ich eine Tischlerlehre gemacht und ein Jahr in einer Werbeagentur gearbeitet – beides wichtige Erfahrungen. Während des Studiums habe ich ein halbes Jahr bei Chemaitis+Strehl in Hannover bei der Durchführung des Logo-Wettbewerbs für die Expo 2000 gearbeitet. Auch das war eine eindrucksvolle, wichtige Zeit. Gleich im Anschluß an das Studium konnte ich gemeinsam mit Petra Bott zwei Studien bei Nick Roericht in Ulm moderieren und dokumentieren. Dadurch hat sich der Horizont noch mächtig erweitert. 1997 hatte ich ein 6-monatiges Stipendium auf Akademie Schloß Solitude in Stuttgart. Ganz wichtig sind mir auch die Erfahrungen in der Lehre, insbesondere, wenn sie in Zusammenarbeit gemacht wurden: mit Petra Bott, Gisela Kasten, Sibille Riemann oder Lutz Köbele-Lipp. Im Übrigen ist das Leben so voll von wichtigen Ereignissen ...

mit wem bist du so in verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Aus der Studienzeit: Ich arbeite in einer Bürogemeinschaft mit Pia Pötting und Marcus Reiber. Egon Chemaitis hat sein Büro im selben Haus. Dank Sibille Riemann konnte ich schon viele Lehraufträge in Halle wahrnehmen. Mit meinen „ehemaligen“ Lehrenden Katrin Pallowski und Gisela Kasten bin ich in Kontakt. Gerne nutze ich zB die Ausstellungseröffnungen bei Design Transfer, um Leute wiederzusehen. Eine wichtige Freundin ist mir Friederike von Rauch (früher hieß sie Schneider) geworden, die mich bei der Diplomarbeit moralisch unterstützt hat.

woran oder wo wuerdest du gerne arbeiten? was wuerde dich reizen?
Ich würde gerne mehr freie Produktentwicklung betreiben, offener als jetzt. Ich wäre gern mehr im Spiel mit den Dingen, eher im freien künstlerischen Experiment. Was mich reizt, sind 3D-Szenarien. Themen: Produkte aus dem täglichen Leben und das Spiel mit Bezeichnungen.

wer oder was inspiriert dich/bewunderst du im moment? wer oder was bringt dich auf ideen und turnt dich an?
Eigentlich der ganze Tag, die Welt, die stetige Beobachtung. Ich bin am liebsten mit einer Grund-Gelassenheit und Absichtslosigkeit. Hereinschwirrende Ideen werden notiert und als Grundlage für spätere Entwicklungen benutzt. So entstehen oft unvorhergesehene Sachen. Als „(Ex-) Designer“ turnt mich Marti Guixé an. Sein 1:1 Buch gefällt mir sehr. Zudem hat Guixé eine Affinität zu Lebensmitteln, die ich teile. Ich bin kreativer, wenn ein Mangel an Mitteln herrscht und improvisiert werden muß.

was faellt dir als erstes ein, wenn du an dein studium im id4 denkst?
Vielfalt und Verunsicherung.

was hat dir für die praxis am meisten gebracht?
Das Studium hat am meisten für die Kreativität gebracht. Und ich habe dort mein Selbstbewusstsein als Profi entwickelt. Für dieMein Praxis hat die Praxis sehr geholfen Selbstverständnis als Profi hat sich erst durch die Praxis entwickelt. Insofern hat die Praxis sich selbst am meisten gebracht. Wichtig ist natürlich, daß man Aufgaben hat, an denen man wachsen kann. Das Glück hatte ich bisher.

welche lehr-ansätze von id4 funktionieren für dich noch? oder vielleicht gerade heute?
Mit fällt nichts Überflüssiges ein. Nichts von dem, was ich vom ID4 kenne, fände ich überholt. Es war auch überhaupt nichts Schulisches dabei. SowohlWeder die Herangehensweise im Grundstudium (Vielfalt!), - wie an die Aufgabe herangegangen wurde als auch bis hin zu noch dasdem, was ich späternach nach dem Studium in meiner Zeitdurch Aufenthalte in Ulm mitgekriegt beobachtet habe. Das stärkste Modell waren für mich dieas der Transiteure, wenngleich ich da nicht mitgemacht habe – das war nach meiner Zeit. Auch das Vor-Ort Entwerfen hat für mich nach wie vor Aktualität. Vor Ort wurde ein Projekt entwickelt, etwa Mobiliar für die Hochschulverwaltung. Die Studierenden haben sich also vor Ort über den täglichen Ablauf informiert und darauf aufbauend konkrete Lösungen erarbeitet. Das stärkte auch die Eigenverantwortung. Sich das notwendige Wissen vor Ort anzueignen, war für mich absolut einleuchtend.

wenn du gerade nicht arbeitest, wo bist du am liebsten?
Im Sommer am liebsten im Grünen, im Winter im Sessel mit einem Buch. Am besten vorm Kamin, den ich nicht habe. Ich laufe auch gerne durch Straßen oder Landschaft und lasse mich treiben.

auf was koenntest du leicht verzichten?
Auf viele Dinge, die ich noch in der Wohnung beherberge.

was hat dir für die Praxis am meisten gebracht?
Das Studium hat am meisten für die Kreativität gebracht. Mein Selbstverständnis als Profi hat sich erst durch die Praxis entwickelt. Insofern hat die Praxis sich selbst am meisten gebracht. Wichtig ist natürlich, daß man Aufgaben hat, an denen man wachsen kann. Das Glück hatte ich bisher

was fällt dir als erstes ein, wenn du an Dein Studium im ID4 denkst?
Vielfalt und Verunsicherung.

welche Lehr-Ansätze von ID4 funktionieren für dich noch? Oder vielleicht gerade heute?
Mit fällt nichts Überflüssiges ein. Nichts von dem, was ich vom ID4 kenne, fände ich überholt. Weder die Herangehensweise im Grundstudium (Vielfalt!), noch das, was ich nach dem Studium durch Aufenthalte in Ulm beobachtet habe. Das stärkste Modell waren für mich die Transiteure, wenngleich ich da nicht mitgemacht habe – das war nach meiner Zeit. Auch das Vor-Ort Entwerfen hat für mich nach wie vor Aktualität.

was hat dir im Studium gefehlt? Allgemein und bei ID4?
Als Studentin hat mir die Orientierung gefehlt, wo das alles hingeht. Damals fehlten mir ein paar handfeste Sachen. Das war teilweise so offen, dass man nicht einmal wusste, was die Methode ist – zumindest habe ich es in der Zeit nicht verstanden. Wirtschaftliche Themen wurden nicht angeboten – z B wie schreibe ich ein Angebot? Das hat mir nach dem Studium zu schaffen gemacht. Für die Selbständigkeit war ich nicht gut vorbereitet.