interview

interviewer:
2.0.0. Simone Kaempf, September 2005



protraitbild

Zlatan Medugorac
wie würden sie jemand anderem ihren job erklären?
Produktgestalter verstehen die meisten. Richtiges Industrial Design. Hubschrauber, Baumaschinen, richtige Maschinen, üble Maschinen: Fertigungsstraßen elf Meter hoch und 74 Meter lang. Aber ich mache auch kleine Dinge, neulich zum Beispiel Nähnadeln. Sehr interessantes Produkt. Die Spitze der Nähnadeln lässt sich nicht vernickeln. Damit die Nadeln nicht rosten, habe ich aus ölhaltigem Kunststoff eine Verpackung entwickelt, mit wenig Fläche und viel Platz, weil die Nadelschachteln mit Flugzeugen nach Indien und überall hin transportiert werden.

wann und warum wurden sie ans ID4 berufen?
1988, weil mich Nick seit unserer Studienzeit kennt.

was fällt ihnen zu der zeit und den umständen spontan ein?
Berliner Luft hat mich sehr beeindruckt. Die Stadt hat viele fantastische Geräusche. Die Luft raschelt, Verkehr, Eisenbahnwaggons, der Puls, die Energie. Man fühlt sich wie ein Gorilla. So hab ich immer mit offenem Fenster gelehrt.

welche rolle hatten Sie zu spielen?
Lehrbeauftragter für Produktgestaltung in Kurzzeitprojekten. Wir haben einmal Visitenkarten gemacht, wie man sie sich ganz anders vorstellen kann. Als etwas Flüssiges, das von der Wand tropft, ein Gerät, das herumspringt. Oder ein Friseur graviert seinen Namen auf ein Haar. Ich bin Produktdesigner, kein Pädagoge, ich mache den Unterricht so, wie das Leben ist.

besonderheiten der studenten-generation, mit der sie zu tun hatten?
Die Mischung. Studenten von überall. Arme, Reiche, Intelligente, Dumme, einer hat nebenbei Pizza verkauft, der andere seine Freundin begleitet, um einen Bambi oder eine Goldene Kamera, was immer es war, abzuholen. Das gab es alles. Dieses Mischung fand ich so gut.

übereinstimmungen / inspirationen / reibungen an nick roerichts positionen?
In seiner Pädagogik/Präsentation/Ausdrucksweise-Sprache

kontakt / zusammenarbeit mit damaligen mitmachern und ID4lern?
Nein, die Zeit war zu kurz - und mein Weg zu weit.

was würden Sie im nachhinein, angenommen die zeitreise wäre bei gleicher ausgangslage möglich, anders machen?
Alles. Man muss jeden Tag anders machen. Und jeder Tag ist anders. Wenn ich Schach spiele, spiele ich nie das gleiche Spiel. Mit gleichen Vorlesungen lernt man Englisch, aber keine Kreativität oder Produktgestaltung. Man kann niemandem Design beibringen, das ist wie Musik, sie brauchen eine Begabung. Ohne diese Begabung geht gar nichts. Nick hat übrigens auch jeden Tag was anderes gemacht. Nur seine Augenbrauen blieben immer gleich.

was haben Sie in ihren Arbeitsbereich übernommen oder dort weiterentwickelt?
Diese Berliner Luft

sehen sie die disziplin design mittlerweile übergehen, mutieren, sich entwickeln in andere formen und ausrichtungen?
Oh, ja. Design ändert sich natürlich mit der Zeit. Musik ändert sich, Mode ändert sich. Der Mensch ändert sich ganz von selbst und Design ändert sich mit neuen Möglichkeiten, neuen Methoden und neuen Techniken.

welche hoffnungen knüpfen Sie daran?
Sehr viele

worauf könnten Sie leicht verzichten?
Gewalt