interview

interviewer:
marion godau
2004-02-25


protraitbild

Petra Bott
wie wuerdest du jemand anderem deinen job erklaeren?
Ich bin fest angestellt bei Biotronik. Biotronik forscht, entwickelt und produziert Medizintechnik rund um das Herz, also Schrittmacher, Katheter und medizinische Systeme, die die Lebensqualität verbessern. Seit 1997 arbeite ich dort in der Marketingabteilung. Meine Schwerpunkte: Corporate Design und Internetauftritt. Ich sorge für Konzept, Struktur, Gestaltung und Umsetzung. Im Moment bin ich im Erziehungsjahr mit unserem zweiten Kind.

welche arbeiten oder auch ereignisse waren besonders wichtig fuer dich?
Das ?Büro für Veränderungen?, das Sanne Jünger, Christiane Friedemann, Benedikt Esch und ich während des Studiums gegründet hatten. Wir haben da als GBR eine Dienstleistung angeboten: Einrichtungsberatung vor Ort für Privat- und Geschäftskunden. Das reichte vom einfachen Umstellen der Möbel über Einzelentwürfe bis hin zu Raumkonzeptionen. Immer aber waren es individuelle Einzellösungen. Das war im 7. Semester und hat ungefähr 4 Monate gedauert. Dann waren keine Aufträge mehr da. Wir haben das Büro erst mal auf Eis gelegt und wollten weiter studieren. Bisher kam es zu keiner Neuauflage. Ein weiteres wichtiges Projekt war das Vor-Ort-entwerfen. Nick hatte ermöglicht, dass wir in der Zentralen Hochschulverwaltung der Hochschule der Künste Berlin die Räume gestalten konnten. Insgesamt gab es für die Raumnutzer drei Versuchsaufbauten hintereinander. So wurde gemeinsam mit den ZHVlern eine neue Einrichtungslösung entwickelt und umgesetzt.

mit wem bist du so in verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Im Moment arbeite ich mit niemandem zusammen. In Verbindung bin ich mit Jünger + Michel, Guido Englich und Anna Wagner, aber nicht regelmäßig.

triffst du noch ehemalige id4ler oder arbeitest du mit ihnen zusammen?
s.o

woran oder wo wuerdest du gerne arbeiten? was wuerde dich reizen?
Ich würde gerne für Ikea arbeiten, und zwar an neuen Möbeln und Accessoires. Was mich daran reizen würde ist, dass Ikea nicht jahrelang das gleiche Sortiment hat, sondern dass sie immer wieder neue Produkte herausbringen. Ich finde, Ikea ist eine gute Firma. Sie haben auch ein gutes Marketing. was mich stört, ist die Art, wie sie produzieren. Da wird vieles für einen Hungerlohn in Billiglohnländern gemacht. Was ich noch gerne machen würde: Catering - kochen. Dazu müssen die Kinder erstmal größer werden - damit ich zeitlich flexibler bin.

wer oder was inspiriert dich/bewunderst du im moment? wer oder was bringt dich auf ideen und turnt dich an?
Bücher. Gespräche. Ausstellungen. Meine Kinder auch. Und das alltägliche Leben.

was faellt dir als erstes ein, wenn du an dein studium im id4 denkst?
Gisela Kasten hatte mal Garnrollen aus einer alten Weberei aufgetrieben, die waren aus einem wirklich schönen Material. Daraus haben wir Ready mades gemacht. Überhaupt die Ready made-Geschichte. Das macht einfach Spaß. Nicht komplett Neues zu produzieren, sondern Vorhandenes als Ausgangspunkt zu nehmen und es umzugestalten, zu kombinieren und die Funktionen zu entfremden.

was hat dir für die praxis am meisten gebracht?
Die Lehre von Nick hat ziemlich viel gebracht. Wir haben gelernt, mit einer bestimmten Denkweise an die Dinge heranzugehen und in alle möglichen Richtungen zu denken. Und auch mal loszuspinnen. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Entwurfsmethoden, die er uns gezeigt hat. Dann, uns einen Überblick zu verschaffen, bevor wir ins Detail gehen. Und die Aufgabe zu hinterfragen. Uns zu fragen, wozu das eigentlich gemacht werden soll. Wem soll es dienen? Wie zieht die Zielgruppe, der Klient, seinen Nutzen aus dem Produkt und wie ist es ihm zugänglich? Das sind Fragen und Zugangsweisen, die mir heute bei meiner Arbeit sehr helfen. Beim Webauftritt etwa geht es ja auch stark um Zugang und Überblick.

welche lehr-ansätze von id4 funktionieren für dich noch? oder vielleicht gerade heute?
Das Interdisziplinäre finde ich gut. Verschiedene Experten kommen zusammen und arbeiten gemeinsam. Das funktioniert auf jeden Fall. Auch das Sprachliche, dieses Analogien schaffen, um so auf Ideen zu kommen, finde ich gut. Und die Art und Weise zu dokumentieren, die wir dort gelernt haben. Was für mich auch funktioniert hat, war zum einen das jahrgangsübergreifende Arbeiten. Wir waren immer auch in Verbindung mit den älteren und den jüngeren Semestern bei Nick. Da gab es zum Beispiel beim ?Entwerfen vor Ort? das Meister-Macher-Muli-Modell: die Meister unterstützen die Macher durch ihre Erfahrung. Die Macher entwerfen und setzen um und die Mulis sind quasi die Handlanger. Beim nächsten Projekt waren die vormaligen Macher die Meister. Und die Mulis die Macher.

wenn du gerade nicht arbeitest, wo bist du am liebsten?
Das ist eine blöde Frage für jemanden, der Kinder hat, weil sie den Tag doch sehr bestimmen. Ich bin gerne am Meer in einem warmen Land. Italien vielleicht.

auf was koenntest du leicht verzichten?
Auf Schlaf. Ich bin inzwischen trainiert.